05—Feldpost
tolles Bild

......... Ein Bub aus Ingolstadt an seinen Vater im Feld:
„Zeitlang habe ich wan komst du wieder ich bette ja alle Tage darum“
„Des Kriegers Herz wird hoch beglückt / Vom Brief, den zarte Hand ihm schickt.“
(Aufdruck einer Feldpostkarte, 1915)
Soldaten der Königlich Bayerischen Armee stehen während des Krieges nicht nur in Flandern, in Lothringen, im Elsass oder in Galizien, sondern auch in Rumänien, in der Ukraine und auf der Krim, in Finnland, Lettland und Litauen. Der Hochgebirgskrieg eröffnet eine Front mit Schauplätzen in Südtirol, im Trentino, im Veneto und im Friaul. Die Fliegerabteilung 304 b, 1917 in Oberschleißheim aufgestellt, wird dem deutschen Asien-Korps der osmanisch-türkischen Heeresgruppe Yıldırım zur Aufklärung zugeteilt. Eine Doppeldecker-Besatzung liefert mit die ersten Luftbilder aus dem Nahen Osten, darunter Aufnahmen von den Pyramiden in Gizeh.

Um Depressionen vorzubeugen und die „Schlagkraft“ aufrechtzuerhalten, ist der Austausch zwischen Soldaten und ihren Angehörigen daheim unerlässlich. Das führende soziale Netzwerk jener Tage heißt nicht Facebook, sondern Feldpost. „Die Briefe, die unsere Frauen in das Feld schicken, sollen ein Ausdruck der Zuversicht und der Hoffnung sein“, empfiehlt eine Tageszeitung im Oktober 1914: „Schreibt eurem Manne nichts von Sorgen, macht keinem Kämpfenden das Leben schwer, schreibt vertrauensvoll und freudig, beweist ihm eure Liebe!“
„Es werden nur offene Postsendungen in deutscher Sprache angenommen.“
(Ingolstädter Tagblatt, 1914)
Post, Am Stein/Milchstraße

Per Post verschickte Informationen gelten als Risiko. „Der Feind“ kann sie abfangen und möglicherweise Rückschlüsse auf Truppenbewegungen, Truppenstärken und Angriffsabsichten ziehen. Deshalb sind die Vorschriften in Zeiten des Krieges rigide. Das „Königliche Postamt Ingolstadt“, zwischen 1908 und 1913 an der Ecke Milchstraße/Am Stein errichtet, akzeptiert keine Briefe, die in einer „nicht-deutschen Sprache“ oder gar „in Geheimschrift“ abgefasst sind. Berichte über die Rüstung oder „militärischen Maßnahmen“ sind absolut tabu. Der Inhalt der Sendungen wird überprüft.

Am 6. August 1914 wird der Postverkehr zwischen Deutschland und England vorsichtshalber ganz eingestellt. Auch die Feldpost liefert nicht aus. Um zu verschleiern, wo genau die deutschen Truppen aufmarschieren werden, hat man die erste von insgesamt 600 „Postsperren“ verhängt. Ansonsten geht es bei der Feldpost rund: „Im 3. Vierteljahr 1917 sind … von den bayerischen Postsammelstellen nach dem Felde 389.167 Briefsäcke im Gesamtgewicht von rund 11.285.345 kg abgefertigt worden“, meldet die Ingolstädter Zeitung. Im Postamt an der Milchstraße braucht man „weibliche Hilfskräfte“, um dieser Flut Herr zu werden.
„O schöne Stunden, wenn die Feldpost naht, / Ein Brief für Dich, ein Päckchen, Kamerad.“
(„Der Feldpostbrief“, 1918)
Brief-Verteilungstasche, OG: Raum 23

1917 bringt der Abgeordnete Georg Schöpflin „die skandalöse Tatsache“ vor den Reichstag, dass Soldaten, die seit 18 Monaten oder länger im Feld stehen, „bis zur Stunde keinen Urlaub gehabt haben“. Umso wichtiger ist, dass die Feldpost funktioniert. Postkarten und Briefe bis 50 Gramm sind portofrei. Ende 1915 treffen an der Westfront pro Tag und Armee durchschnittlich zwölf Eisenbahnwaggons mit Feldpost aus der Heimat ein. Die Züge haben auf der Strecke Vorfahrt. Die Angehörigen lassen sich nicht lumpen: Harry Graf Kessler hängt als Soldat in den Karpaten fest. Die Familie schickt Konserven mit Schildkrötensuppe.

Manchmal kommen so viele „Liebesgaben“ zusammen, dass sie gar nicht aufgebraucht werden können. 1915 droht ein Kompaniechef des 9. Landsturmbataillons (Ansbach), „alle künftig aus der Heimat eintreffenden Pakete“ direkt in den Fluss Maas zu befördern. Umgekehrt überraschen deutsche Soldaten ihre zuhause hungernden Familien mit Paketen voller Butter, nachdem sie an der Westfront riesige Vorratslager der Alliierten erobert haben. Außerdem sickern – trotz Zensur – Berichte von den furchtbaren Gemetzeln des Krieges in die Heimat durch. Das lässt auch dort die Moral sinken.