14—Fürsorge
tolles Bild

......... Medienwirksames Verschenken von „Liebesgaben“:
Königin Marie Therese von Bayern im Kloster Gnadenthal
„Das Reserve-Lazarett hätte dringenden Bedarf an Oberhosen. Mildtätige Spender gesucht.“
(Ingolstädter Tagblatt, 1914)
Es fehlt am Notwendigsten. Staat und Militär sind nicht ansatzweise in der Lage, aus eigener Kraft Abhilfe zu schaffen. Deshalb wird zum wiederholten Mal die Bevölkerung in die Pflicht genommen. „Weihnachten im Feld! – Spendet Liebesgaben für unsere Krieger!“, heißt es auf einem Plakat, mit dem die Behörden im Dezember 1914 an den „Opfersinn“ appellieren. Tonnenweise kommen Waschlappen, Taschentücher und Kerzen zusammen, außerdem Zigaretten, Kniewärmer – und Gebetbücher. Zum Möblieren von Lazaretten werden an den Sammelstellen Betten, Matratzen, „Leibstühle“ (Toilettenstühle) und Badewannen abgegeben. Verschlammte Schützengräben an der Front können jetzt mit Teppichen, Läufern und „Kokosmatten“ ausgelegt werden.

Auch die Herrscherhäuser zeigen sich wohltätig: In den Nibelungensälen der Münchner Residenz näht Königin Marie Therese mit Damen des Bayerischen Frauenvereins vom Roten Kreuz Leib- und Bettwäsche für Verwundete. Bei ihrem Besuch in Ingolstadt verschenkt sie in den Lazaretten „Schokolade, Blumen und Ansichtskarten“. Kaiser Wilhelm II. setzt auf Postkarten, auf denen seine Enkel abgebildet sind. Der Verkaufserlös geht an die „Kriegshilfe“.
„Den Kämpfern zur Ehr, den Frauen und Kindern der Gefallenen zu Nutz und Trost.“
(Widmung im „Eisernen Buch“, Ingolstadt 1916)
Nagelsäule, Donaustraße

Sachspenden sind als „Liebesgaben“ begehrt – etwa jene 30 Doppelhektoliter Bier, die der Ingolstädter Brauereibesitzer Josef Ponschab im September 1914 kostenlos an das Reservelazarett am Hauptbahnhof Ingolstadt liefert. Aber auch um Geldspenden wird gebeten. Maria Schröffer erhält nach dem Tod ihres Mannes eine einmalige „Beihilfe“ von 100 Mark. Der Betrag stammt aus einem Fonds, den das bayerische Landsturm-Infanterie-Regiment Nr. 2 zur Unterstützung seiner „Regimentshinterbliebenen“ ins Leben gerufen hat. Der Fonds speist sich aus freiwilligen Spenden von Offizieren, Sanitätsoffizieren, Unteroffizieren, Mannschaften und Beamten des Regiments.

Josef Ponschab geht später noch weiter. Er überlässt der Stadt das Höllbräu-Anwesen unter der Maßgabe, dass der Verkaufserlös Kriegshinterbliebenen zu Gute komme. Diesem Zweck dient auch die sogenannte „Nagelsäule“. Sie wird am 16. Januar 1916 „gegenüber dem Kritschenbräu“ aufgestellt. Wer einen Nagel in den hölzernen Schaft schlagen möchte, muss einen bestimmten Betrag spenden und wird dafür im „Eisernen Buch“ verewigt. Unter den ersten Einträgen finden sich Kirchenrat Friedrich Ringler und Maria Kroher, die Gattin des Bürgermeisters.
„Die Vereine mögen vor der Kriegssäule ihrem edlen Opfersinn Ausdruck verleihen.“
(Ingolstädter Tagblatt, 16.01.1916)
Kriegswahrzeichen von Neuburg a. d. Donau, OG: Raum 12

In Wien gibt es den „Stock-im-Eisen-Platz“. Er ist benannt nach einem mit Nägeln beschlagenen Fichtenstamm. Seit 1715 haben sich auf diese Weise Schmiede auf der Walz in Wien verewigt. 200 Jahre später wird der „Stock im Eisen“ zum Vorbild von „Kriegswahrzeichen“. Sie sollen an die gefallenen „Helden“ erinnern und gleichzeitig helfen, einen nationalen „Kriegsgedenksäulenfonds“ zur Unterstützung der Witwen und Waisen aufzubauen.

In Ingolstadt sind für einen goldenen Nagel 10 Mark zu zahlen, für einen silbernen 3 Mark und für einen eisernen 50 Pfennige. Während die Reichsbank lediglich einen goldenen Nagel stiftet, kauft „die Arbeiterschaft der k[öniglichen] Geschützgießerei und Geschoßfabrik“ gleich 1.100 eiserne Nägel. Damit wächst der Fonds um 550 Mark. Noch 1922 werden aus dem Fonds Beträge ausbezahlt, darunter 500 Mark an Andreas Scharl „als einmalige Unterstützung zur Beschaffung von Kleidung und Holz“.

Die „Nagelsäule“ aus Neuburg an der Donau hat Jakob Bradl entworfen, der damalige Direktor der Schnitzschule Oberammergau. Sie steht ursprünglich im Neuburger Rathaus. Die eingeschlagenen Nägel formieren sich zu einem Abbild des bayerischen Kronprinzen Rupprecht als tapferem Ritter.