08—Innovation
tolles Bild

......... Des Krieges neue Waffen:
Zerstörter englischer „Tank“ an der Straße von Cambrai nach Péronne (H. Rex)
„Jedes Mittel zur Abkürzung eines blutigen Kriegs muss angewandt werden.“
(Ferdinand Graf Zeppelin, † 1917)
Die Dampflokomotive, der Revolver, die Telegraphie, die Erfindung von Echolot, Radar und Dynamit, Diesel-, Elektro- und Viertaktmotor – die rasante Entwicklung seit 1800 verunsichert weite Teile der Bevölkerung: „Sind Kriege gefährlicher geworden?“, fragt die „Illustrierte Wochenschrift über die Fortschritte in Wissenschaft und Technik“ im Oktober 1914 und liefert auch gleich die Antwort: Nein, im Gegenteil. Moderne Waffen seien „human“. Sie verursachten nur „anständige“ Wunden. Und selbige wisse die hochentwickelte Medizin längst zu heilen.

Gegen diese Behauptung sprechen die Opferzahlen. Allein in Deutschland zählt man zwei Millionen tote Soldaten und 2,7 Millionen physisch oder psychisch Versehrte. Die „Kreativität der Kriegsmechaniker“ (Georg Bönisch) gebiert immer fürchterlichere Waffen: das Jagdflugzeug, den Panzer, den Flammenwerfer – und Giftgas. U-Boote und Torpedos, schon vor 1900 ersonnen, erzielen spektakuläre „Erfolge“. Der „Feldfernsprecher“ avanciert zum wichtigsten Kommunikationsmittel. Brieftauben, Meldehunde und berittene Spähtrupps erscheinen zunehmend anachronistisch. Der Soldat wird als „Menschenmaterial“ zu einem Rädchen im industriellen Krieg.
„Ritter von Tutschek im Luftkampf gefallen. Leiche wird nach München überführt.“
(Telegramm, 1918)
Geburtshaus von Adolf Tutschek, Dollstraße 3

Am 6. August 1914 um 3 Uhr morgens wirft der deutsche Zeppelin Z VI seine Bombenfracht über der belgischen Stadt Lüttich ab. Es ist vermutlich der erste Luftangriff des Krieges. Zeppeline gelten wegen ihrer Nutzlast, Reichweite und Unverletzlichkeit als „Wunderwaffen“. Das ändert sich 1916 mit der Einführung von Brandmunition. An die Stelle des „Luftschiffs“ tritt jetzt das Flugzeug. Die Piloten werden – anders als die Soldaten in den Schützengräben – als Individuen wahrgenommen. Manfred von Richthofen steigt sogar zum „Nationalhelden“ auf: Der „Rote Baron“, so genannt nach dem roten Anstrich seiner Maschine, erringt die meisten „Luftsiege“.

Auch Adolf Tutschek wird als Jagdflieger zur Berühmtheit. Er hat ein Jahr vor Richthofen als Sohn eines Militärarztes im heutigen „Weißbräuhaus“ das Licht der Welt erblickt. Dekoriert mit den höchsten Orden kann er sich „Ritter von“ nennen. Seine Kriegserlebnisse schreibt er unter dem Titel „Stürme und Luftsiege“ nieder. Allerdings erlebt er weder deren Veröffentlichung noch seinen 27. Geburtstag: Er wird am 15. März 1918 – fünf Wochen vor Richthofen – über Nordfrankreich abgeschossen.
„Im Freien Lebensgefahr! Fliegergefahr! In Keller- oder Erdgeschosse untertreten!“
(Plakat, vor 1918)
Jagdflugzeug Albatros D V (Modell), OG: Raum 29

1903 läuten die Gebrüder Wright das Zeitalter des Motorfluges ein. Gut zehn Jahre später gilt das Flugzeug schon als kriegsentscheidende Waffe. Die Piloten, anfangs nur zu Aufklärungszwecken in der Luft, werfen Bomben und feuern mit Maschinengewehren. An der Front nehmen sie feindliche Flugzeuge, Schützengräben oder Geschützstellungen ins Visier. Im „feindlichen Hinterland“ zielen sie auf Bahnhöfe, Depots oder Fabriken.

In Ingolstadt fürchtet man bereits am 2. August 1914, französische Maschinen seien im Anflug: „Zum Schutz der militärischen Etablissements ist Artillerie in Feuerstellung“, berichtet das Ingolstädter Tagblatt. München erlebt am 17. November 1916 den ersten Luftangriff seiner Geschichte. Der französische Capitaine Robert de Beauchamps ist in Belfort gestartet. Über München wirft er sieben Bomben ab. Sie richten gottlob nur Sachschaden an. Beauchamps entkommt über die Alpen nach Venedig.

Adolf von Tutschek, von dem in der Ausstellung ein Mantel gezeigt wird, fliegt zeitweise eine Albatros D V, Manfred von Richthofen das Nachfolgemodell Albatros D Va. Beide Flugzeugtypen kommen erstmals 1917 zum Einsatz. Im Frühjahr 1918 gelten sie schon wieder als veraltet.